Im Landkreis Holzminden begann eine Zeitreise in Licht und Klang, die sich jede Woche wiederholen wird – die Reise zurück in das frühe 16. Jahrhundert. Die Kommunikationsagentur VOK DAMS GRUPPE setzte die historischen Begebenheiten der Weserrenaissance Schloss Bevern und seiner Bewohner in den Mittelpunkt einer multimedialen Inszenierung.
Das Ereignis
„Erleben Sie eine Inszenierung, die unterhaltsam und informativ zugleich ist“. Mit diesen Worten begrüßte Landrat Heinz Sassin vom Landkreis Holzminden die geladenen Gäste im Weserrenaissance Schloss Bevern. Was die Besucher erlebten, war die Premiere einer Zeitreise in Licht und Klang, in der die Höhepunkte von 400 Jahren bewegter Schlossgeschichte in knapp 50 Minuten multimedial dargestellt werden. Seit Anfang Mai findet diese Vorführung mit großem Erfolg jeden Samstagabend nach Einbruch der Dunkelheit statt.
„Persönlich“ lädt der Erbauer des Schlosses, Junker Statius von Münchhausen, die Besucher im Schlosshof auf die Reise ein. Die Fassaden der Gebäude werden, als Leinwände für vielfältige Projektionen und Illuminationen, ständig neu verwandelt und verfremdet. Der Schlosshof wird zum Klangkörper für Musik, die das Geschehen untermalt und emotional steigert. Stimmen und authentische Geräusche kommen aus allen Richtungen und lassen die Besucher die Ereignisse verblüffend, manchmal beklemmend, hautnah erleben: die Wirren des Krieges, den Schauder einer Hinrichtung, das Chaos einer Meuterei, auch den Glanz eines fürstlichen Festes.
Die Umsetzung
Im benachbarten Ausland wird vielerorts die Geschichte historischer Stätten den Besuchern mit Ton- und Lichtspielen nahegebracht. In Frankreich führen die „Son et Lumière“-Schauspiele zu wahren Besucherstürmen. So haben sich im Sommer 1996 in Straßburg 180.000 Besucher von dem täglichen Spektakel auf einem Wehr beeindrucken lassen.Angeregt durch die auf Frankreichreisen gewonnen Eindrücke, kamen die Drehbuchautoren Anne Telp und Stephan Jellinek bereits 1996 auf die Idee, ein derartiges Schauspiel auch in Deutschland zu realisieren. Schloss Bevern bei Holzminden, eine noch weitgehend unbekannte Perle des Weserrenaissance-Stils mit einer bunten, wechselhaften Geschichte, beiden Autoren persönlich vertraut, bot sich für dieses Wagnis an.
Dr. Jellinek, besser bekannt als der „Nasenpapst“ (Focus 52/98), Autor mehrerer Bücher in Sachen Duft und ehemaliger Pressesprecher eines renommierten Duftfabrikanten in Holzminden, versuchte sich erstmals als Drehbuchautor. Durch seine Tätigkeit in der Industrie bestanden Kontakte zu professionell arbeitenden Agenturen. Ein Anruf bei der Kommunikationsagentur VOK DAMS lag also nahe. Geschäftsführer Vok Dams war von dem Konzept des ehemaligen Kunden schnell begeistert. Ebenso die Geschäftsführer der damals gerade von der Norddeutschen Landesbank und der Öffentlichen Versicherung Braunschweig ins Leben gerufenen Stiftung Niedersachsen. Die Stiftung war zur Förderung kultureller Aktivitäten im alten Land Braunschweig angetreten und die Idee, die Frau Telp, damals Kulturreferentin des Landkreises Holzminden, unterbreitete, passte genau ins Konzept. Doch damit war das Projekt noch nicht in die Wege geleitet. Als eine starke Befürworterin des Vorhabens sorgte Ruth Happel als nunmehr zuständige Kulturreferentin für die noch fehlenden Gelder und erreichte so die positive Entscheidung des Landkreises, die die Realisierung endgültig gewährleistete.
Klaus Krämer, von Seiten VOK DAMS mit dem Projekt betraut, entschied sich für LightLife als technischen Dienstleister für die Wahl, Beschaffung und Installierung der erforderlichen umfangreichen Hardware im alten Schloss. Die Schwierigkeit lag zum einen in der denkmalgeschützten Bausubstanz, zum anderen sollte kein spezielles technisches Personal zur Betreuung der sich wöchentlich wiederholenden Veranstaltung erforderlich sein.
Hier konnte Antonius Quodt, Lichtdesigner und Geschäftsführer der LightLife, auf entsprechende Referenzen verweisen. Zunächst entwickelte man eine passgenaue Rohrkonstruktion für den Innenbereich des Schlosses. Diese mußte stabil genug sein, die bis zu 60 kg schweren Scheinwerfer sicher zu tragen und zudem flexibel montierbar sein. Die Flexibilität war erforderlich, weil die Bausubstanz erhalten bleiben musste. So wurden zum Beispiel die Reste einer Wandbemalung aus dem 18. Jahrhundert umbaut und blieben somit intakt. Das Amt für Denkmalschutz stellte eine weitere, schwierige Forderung, die ebenfalls erfüllt werden konnte: Bis auf die wegen ihrer geringen Größe kaum auffallenden Lautsprecher, ist der gesamte Umbau von außen nicht erkennbar. Sämtliche Scheinwerfer wurden im Inneren des Schlosses montiert und strahlen in den Abendstunden durch das Glas der geschlossenen Fenster. Die vorhandene denkmalgeschützte Architektur wurde durch das Einbringen der Technik nicht beeinträchtigt, eine der grundlegenden Forderungen zur Realisierung des Projektes. Und die Besucher staunen, dass man, bei aller optischen Vielfalt der Vorstellung, „vorher doch gar nichts sieht“.
Die Tonproduktion
Besonderen Wert wurde auch auf die akustische Umsetzung des Geschehens gelegt. HaGü Schmitz war für die Tonproduktion verantwortlich; das aufwendige Casting realisierte Billi Meyer. Eine von Dieter Cramer speziell für den Innenhof des Schlosses berechnete Konstellation der Lautsprecher sorgt für ein Klangerlebnis der besonderen Art. So wurde ein Lautsprecher in der Spitze einer der Schlosstürme montiert, mit dem Ergebnis, dass das Glockengeläut während der Hochzeit von dorther zu vernehmen ist und auch das Wiehern eines Pferds, wenn der Lügenbaron von Münchhausen eine seiner Geschichten erzählt.
Zum Erreichen der hohen Tonqualität trug der glückliche Umstand bei, dass die akustischen Gegebenheiten des Schlosshofs so ideal waren, dass die komplette Beschallung mit kleinen JBL Control 25 Lautsprechern zu realisieren war. Durch die finale Mischung vor Ort erhielt die Tonproduktion den letzten Schliff.
Das von der VOK DAMS entwickelte InfoMotion-Konzept, die Vermittlung von Informationen durch die Erweckung von Emotionen, wird hier hautnah erfahrbar. Musik, Geschichte, Technik und Architektur werden zum ganzheitlichen kulturellen Erlebnis. Bevern ist nun Vorreiter in Sachen multimedialer Open-Air-Inszenierungen. Hier wird, so Landrat Heinz Sassin „kulturelle Qualität in modernster Form begeisternd präsentiert“.
Text: Lis Miebach, Hannah Vater
Photos: Antonius Quodt