
21 Sep Die Deutsche Energiewende wandelt sich zum finanziellen Vorteil für kleine und mittlere Unternehmen
Zahlreiche Unternehmen investieren aktuell, und trotz geänderter Rahmenbedingungen, in erneuerbare Energien, die nahezu unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit sind. Wie kann dies sein, in einem Marktumfeld welches von Verunsicherung und Fehlinformation geprägt ist wie keine andere Branche?
Die einzelnen Themen der im Lande heftig diskutierten Energiewende wird verständlicher, wenn man diese örtlich eingrenzt. Betrachten wir dazu eine Stadt wie Brühl, die mit ca. 44.000 Einwohnern in NRW zwischen Köln und Bonn liegt.
Befreiung von der EEG-Umlage
Stromintensive Betriebe sind von der EEG-Umlage befreit. Unabhängig von der Einschätzung ob eine solche Befreiung Berechtigung hat oder nicht handelt es sich in Brühl um exakt zwei Betriebe (Quelle BAFA). Die Eisenwerk Brühl GmbH und die Mauser Werke GmbH.
Von den 3.589 Firmen (Stand 2013) zahlen also 3.587 vermutlich den regulären Bruttopreis von 26,16 ct/kWh. Darunter auch das Phantasialand, Supermärkte, Einzelhandel, Handwerk und Dienstleister.
Die Vorteile von Photovoltaik in der gewerblichen Nutzung
Im Gegensatz zum privaten Haushalt sind Solaranlagen in der gewerblichen Nutzung deutlich effektiver. Schließlich kommen die Menschen zur Arbeit wenn die Sonne aufgeht, und verlassen den Betrieb in aller Regel in den Abendstunden. Die Erträge von Solaranlagen sind dabei erstaunlich hoch. Unsere Solaranlage überrascht jeden Monat erneut. So war am 28.07.14 bereits der Tag, an dem die Anlage den kompletten Jahresbedarf der LightLife Köln erzeugt hat.
Finanzielle Erlöse durch Einspeisevergütungen rechnen sich kalkulatorisch bereits seit 2009 nicht mehr. Seither wird bei Neuanlagen die im Betrieb erzeugte Energie direkt genutzt. In unserem Selbstversuch ließ sich so die Rechnung des Energieversorgers um 70,01% senken.
Die Kosten einer neuen Photovoltaikanlage liegen derzeit bei 9 bis 13 Ct./kWh, durchschnittlich also bei 11 Ct./kWh. Mit einer eigenen Solaranlage reduziert ein Betrieb die Stromkosten also um gute 15 Ct. je kWh.
Sparen mit LED-Technik
Neben der Erzeugung von Strom finden sich noch gewaltige Kosteneinsparungen im Betrieb selbst, zum Beispiel in der Beleuchtungsanlage. Hier sind oft zahlreiche Halogenleuchten im Einsatz, die sich bei gleicher oder oft besserer Lichtqualität durch LED-Technik ersetzen lassen. Neben der Stromersparnis ergeben sich weitere Einsparungen bei der Klimatechnik, da die Abwärme der Halogenleuchten nicht mehr abgeführt werden muss.
Im Falle der Stern-Apotheke ließ sich die Leistungsaufnahme der Beleuchtungsanlage von 4.980 Watt auf 682 Watt reduzieren. Beim Restaurant Gregor`s von 875 Watt auf 145 Watt. Die Kosten für den Umbau amortisieren sich nur durch Einsparungen bei der Stromrechnung, schon nach 13 bzw. 16,5 Monaten.
Energiesparlampen
Die immer noch von Umweltverbänden und Verbraucherzentralen empfohlenen „Energiesparlampen“ sollten gemieden werden. Aus unserer Sicht hochgiftiger Sondermüll (z.B. Quecksilber) mit oft sehr mangelhafter Lichtqualität. Sollte ein Haushalt oder Betrieb umgerüstet werden, dann mit der aktuellsten LED-Technik von Markenherstellern.
Kostensenkungen im Betrieb
Die Kombination mehrerer Technologien kann somit zu einer deutlichen Kostensenkung der Betriebskosten führen. Eine pauschale Aussage lässt sich nicht tätigen, sondern ist jeweils vor Ort zu beurteilen. So ist der Austausch herkömmlicher Leuchtstoffröhren energetisch nicht immer sinnvoll. So haben die LED-LS-Röhren in unserem Lager zwar eine deutlich höhere Lebensdauer, was die Wartungskosten reduziert, aber nach wie vor eine Leistungsaufnahme von 36 Watt/Röhre.
Ähnlich verfährt man bei ALDI SÜD und IKEA die stark in Photovoltaik investieren, die Beleuchtung aber noch größtenteils konventionell ausgelegt ist. Auch im Hotelbetrieb lohnt ein Blick auf die Betriebskosten. Sämtliche Halogenleuchten des Radison Blu in Köln werden in den nächsten Wochen auf LED-Technik umgerüstet.
Stadtwerke Brühl
Gemäß Website sind die Stadtwerke Brühl, eine 100%ige Tochter der Stadt Brühl, ebenfalls in Richtung erneuerbarer Energien unterwegs:
„Wir in Brühl haben uns mit auf diesen Weg gemacht. Neben den vielen Solaranlagen auf privaten Hausdächern haben wir bereits 3 Bürgersolaranlagen als Investitionsprojekte auf unseren Dächern auf dem Betriebsgelände mit einer Gesamtleistung von 267 kWp und einer Stromerzeugung von 211.320 kWh pro Jahr in Betrieb. Dies ist bereits ein Anfang, ein weiterer Ausbau wird folgen.“
Zum direkten Vergleich: Die kleine Solaranlage die wir uns letztes Jahr auf unser Dach gebaut haben hat eine Gesamtleistung von 29,75 kWp. Wir haben also als einzelner Betrieb mit einer einzigen kleinen Dachanlage, prozentual betrachtet 11,14% der Gesamtleistung der Brühler Stadtwerke realisiert? Und das ganz ohne Bürgerbeteiligung.
Respekt liebe Stadtwerke! Euer Engagement dürfte somit knapp über der Innovationskraft von RWE angesiedelt sein. Euch gehören doch 79% der Gebausie GmbH, da sollte doch etwas mehr möglich sein.
Interesse an erneuerbaren Energien aber kein Geld?
Am schnellsten amortisiert sich eine Solaranlage, wenn diese aus liquiden Mitteln eines Betriebes gezahlt werden können. Eine KfW-Förderung ist aus unserer Sicht eher eine Bankenförderung und entfällt vollständig, wenn Sie zum Beispiel Ihren Energiespeicher direkt zahlen.
Um nun den Begriff Investor zu vermeiden, sei daran erinnert, dass viele Menschen für ihr Sparguthaben so gut wie keine Zinsen mehr erhalten. Das Investitionsklima für Bürgerkraftwerke usw. ist also derzeit bestens.
Sogenannte Schwarmfinanzierungen von Anbietern wie Greencrowding oder Bettervest sollten ebenfalls mit dem Angebot der eigenen Hausbank verglichen werden.
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